Materialwirtschaft

Die Materialwirtschaft stellt einen Bereich der Wirtschaft dar, der sich mit verschiedenen Teilbereichen rund um die Materialversorgung befasst, wie beispielsweise der Bereitstellung, Beschaffung oder auch Lagerhaltung von Materialien.

Die klassische Materialwirtschaft umfasst die Versorgung der Produktion mit zur Fertigung von Gütern notwendigen Materialien (Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, (Halb-)Fertigwaren und Zulieferteile).  © Shutter B - stock.adobe.com Die klassische Materialwirtschaft umfasst die Versorgung der Produktion mit zur Fertigung von Gütern notwendigen Materialien (Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, (Halb-)Fertigwaren und Zulieferteile). © Shutter B - stock.adobe.com

Definition: Was ist Materialwirtschaft?

Die Materialwirtschaft ist die Grundvoraussetzung für das optimale Management des Materialbedarfs. Nur, wenn der Materialfluss innerhalb eines Unternehmens reibungslos funktioniert, können auch die Waren und Güter ohne Verzögerung produziert werden. Alle Teilaufgaben, die sich mit der Materialversorgung befassen, können unter dem Überbegriff "Materialwirtschaft" zusammengefasst werden.

Kurz gesagt ist sie also ein Bereich der Logistik, der sich mit der räumlichen Planung und Steuerung der Materialbewegungen innerhalb eines Unternehmens und zwischen dem Unternehmen und seiner Umwelt befasst. Sie koordiniert den Warenfluss zwischen Lieferanten, Kunden und Bedarfsträgern und kümmert sich um die Bereitstellung, den Einkauf oder auch die Lagerhaltung von Materialien. 

Unterschieden wird zunächst zwischen klassischer Materialwirtschaft und integrierter Materialwirtschaft. 

Klassische Materialwirtschaft

Im engen Sinne umfasst Materialwirtschaft die Versorgung der Produktion mit Material (Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffe, Halb/Fertigwaren und Zulieferteile). Es handelt sich also um die Beschaffung von notwendigen Gütern, um eine funktionsfähige Produktion sicherzustellen.

Materialwirtschaft im weiten Sinne bedeutet, dass ihr alle materialbezogenen Funktionen zugeordnet werden können. Das können jene sein, die sich mit der Versorgung des Betriebs oder auch der Steuerung des Materialflusses befassen - von Fertigung bis Auslieferung. Es geht also um eine umfassende Betrachtung aller Funktionsbereiche, die einen Bezug zu Materialien haben. Der grundlegende Gedanke ist es, dass dadurch Synergieeffekte entstehen, die sich nicht nur auf die eigene Materialversorgung, sondern auch auf die Kundenbedürfnisse und Marktmechanismen beziehen. Wegen ihrer grundsätzlichen Fokussierung wird sie auch als integrierte Materialwirtschaft bezeichnet.

Unterschieden wird anhand von drei Stufen der Integration:

Integrierte Materialwirtschaft

Auch oftmals als Basis-Szenario beschrieben, stellt sie die grundlegende Art dar und wird in vielen Unternehmen angewendet. Der Blick richtet sich auf Einkauf, Lagerung, Transport und Entsorgung, wobei der Prozess der Logistik bis zu dem Zeitpunkt geplant wird, an dem die Materialien ihren Weg in die Produktion finden oder fertige Produkte versendet werden. 

Erweitert integrierte Materialwirtschaft

Eine Integrationsstufe höher geht es um die ganzheitliche Planung und Steuerung der Produktion. Alle Aufgaben der Fertigung sind explizit integriert, was eine optimierte Organisation von Einkauf und Lagerhaltung ermöglicht. Vorausgesetzt wird dieser Integrationsschritt bei der sogenannten fertigungssynchronen Anlieferung (JIT), auch bekannt als Just-in-Time-Produktion.

Total integrierte Materialwirtschaft

Die maximale Stufe der Integration ist dann erreicht, wenn auch die Koordination der Distribution umgesetzt werden kann. Hierfür sind beispielsweise absatzspezifische Fragen oder Konsumtrends von Bedeutung. Dieser Grad der Integration umfasst also die gesamte Logistik inklusive Vertriebslogistik.

Welche Bereiche gehören zur Materialwirtschaft?

Unternehmen unterscheiden sich häufig stark hinsichtlich der Verwaltung und Organisation ihrer Materialien. Grundsätzlich gehört zur Materialwirtschaft aber der gesamte Warenstrom eines spezifischen Unternehmens. Das können folgende Bereiche sein:

  • Beschaffung
  • Lagerung
  • Intralogistik
  • Produktion 
  • Entsorgung
  • Distribution

Was sind Aufgaben der Materialwirtschaft?

Da viele Unternehmensbereiche Berührungspunkte mit den Funktionen der Materialwirtschaft haben, fällt eine allgemeingültige Organisation schwer. Abhängig von Unternehmensart, Betriebsgröße und Aktionsradius treten unterschiedliche Kriterien in den Vordergrund. Die Hauptaufgabe der Materialwirtschaft ist es aber immer, einen optimalen Warenstrom sicherzustellen – qualitativ, quantitativ, räumlich und zeitlich.

Ihre Aufgaben lassen sich in zwei Bereiche unterteilen: den technischen und den betriebswirtschaftlich-organisatorischen Teil.

Zu dem technischen Aufgabenbereich gehören die Bereitstellung der benötigten Güter und Dienstleistungen in erforderlicher Art, Menge und Qualität zur jeweiligen Zeit am jeweiligen Ort. Zu den Aufgaben betriebswirtschaftlich-organisatorischer Natur gehört es vor allem, die Wirtschaftlichkeit der Bereitstellung zu erhöhen. Ziel ist es, das materialwirtschaftliche Optimum zu erreichen, wofür einige unabhängige Teilaufgaben realisiert werden müssen.

Wichtige Teilaufgaben im Überblick:

  • Management von Warenströmen
  • Innerbetriebliche Logistik
  • Lieferantenauswahl
  • Produktionsplanung
  • Bedarfsermittlung
  • Distribution
  • Bestellmengenplanung
  • Wareneingangskontrolle
  • Lagerung
  • Disposition

Was sind die Ziele der Materialwirtschaft?

Die Ziele der Materialwirtschaft können drei Bereichen zugeordnet werden:

Sachziele: Materialbedarf befriedigen (es muss immer genug für die Produktion oder das Erfüllen einer Dienstleistung vorhanden sein), "materielle Liquidität" (Lagerbestände bestimmen, damit Materialien in der optimalen Menge/auf Abruf vorhanden sind und die Lieferbereitschaft hoch gehalten wird)

Formalziele: wirtschaftliche Ziele (Kostenoptimierung beim Transport, Erkennen und Umsetzen von Einsparpotenzialen, innerbetriebliche Transportwege reduzieren, Zwischenlagerungen vermeiden), Vermeiden von Verschwendung

Sozialziele: Umweltschutz, Recycling, Imageverbesserung

Herausforderungen der Materialwirtschaft

Die Schwierigkeit der Materialwirtschaft besteht darin, die Sach- und Formalziele bestmöglich aufeinander abzustimmen. Zum einen soll der Materialbedarf gedeckt werden, sodass eine Produktions- und Lieferfähigkeit sichergestellt wird. Zum anderen müssen Fehlmengen reduziert, Lagerkosten gesenkt und Aspekte der Beschaffung optimiert werden. Dabei weist die Materialwirtschaft nicht nur Schnittstellen zur Logistik, sondern auch zu Controlling und Buchhaltung auf.

Warum eine ERP-Software von Vorteil ist 

Um alle dabei aufkommenden Informationen sinnvoll zu verarbeiten und den komplexen Anforderungen einer umfassenden Planung gerecht zu werden, kann der Einsatz einer modernen Lagerverwaltungssoftware (LVS) hilfreich sein.

Diese ERP-Systeme (Enterprise-Ressource-Planning-Systeme) oder Warenwirtschaftssysteme (WWS) ermöglichen es, Warenflüsse zu beobachten und daraus Rückschlüsse auf innerbetriebliche Funktionsbereiche zu ziehen. Damit bilden sie eine umfassende Lösung dafür, Kapazität zu optimieren, Fehlbestände zu reduzieren und die Durchlaufzeit dementsprechend zu senken.