Corporate Social Responsibility
Corporate Social Responsibility, übersetzt bedeutet dies gesellschaftliche Unternehmensverantwortung, umfasst die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen. Unter gesellschaftliche Verantwortung ist dabei nicht nur die soziale Verantwortung, sondern jegliche Verantwortung von Unternehmen für die Auswirkungen ihres wirtschaftlichen Handelns zu verstehen.
Definition: Was ist Corporate Social Responsibility?
Corporate Social Responsibility, abgekürzt CSR, bedeutet im Deutschen so viel wie gesellschaftliche Unternehmensverantwortung. CSR ist ein zentraler Begriff im Bereich der Unternehmensführung und Geschäftsethik. Es kann als die Verantwortung von Unternehmen für die Auswirkungen ihres Handelns definiert werden. Umfasst werden soziale, ökologische und ökonomische Aspekte des unternehmerischen Tuns. CSR bezieht sich darüber hinaus auch auf die Aktivitäten von Unternehmen, die über ihre wirtschaftlichen Ziele hinausgehen und darauf abzielen, positive Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Umwelt zu erzielen. Dies wird meist unter dem Begriff soziale Verantwortung oder Corporate Citizenship zusammengefasst. Unter Corporate Citizenship versteht man also alle sozialen und gemeinnützigen Engagements eines Unternehmens, die nicht zum Kerngeschäft zählen. Folglich sind beispielsweise Spenden, Sponsorings oder unternehmerische Stiftungen Teil des Corporate Citizenships.
Der Begriff Corporate Responsibility wird meist synonym zu Corporate Social Responsibility verwendet. Vor allem in Deutschland wird Corporate Responsibility als Begrifflichkeit bevorzugt, da viele das "social" direkt übersetzen und dadurch fälschlicherweise CSR als Konzept interpretieren, welches sich nur mit der sozialen Dimension der unternehmerischen Verantwortung beschäftigt.
Kann man Corporate Social Responsibility mit Corporate Sustainability gleichsetzen?
In der Praxis werden die Begriffe Corporate Social Responsibility und Nachhaltigkeit oft synonym verwendet. Nachhaltigkeit ist zwar ein Teil der Corporate Responsibility, doch sollte das Thema Nachhaltigkeit auch getrennt betrachtet werden. Daher fällt das Thema Nachhaltigkeit im unternehmerischen Kontext auch unter den Begriff Corporate Sustainability. Dabei handelt es sich um einen Ansatz, der darauf abzielt, dass die Umsetzung einer Geschäftsstrategie, die sich auf die ethische, soziale, ökologische, kulturelle und wirtschaftliche Dimension der Geschäftstätigkeit konzentriert, einen langfristigen Wert für die Interessengruppen zu schaffen. Nachhaltigkeit richtet sich also auf die Verpflichtung von Unternehmen, für eine Gerechtigkeit zwischen den Generationen zu sorgen und langfristig sowie ressourcenschonend zu wirtschaften. CSR-Strategien als Gesamtes beschäftigt sich mit einem unternehmerischen Engagement, das über ein nachhaltiges Wirtschaften hinausgeht. CSR-Aktivitäten können und sollen aber immer einen konkreten Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften eines Unternehmens leisten.
Internationale Rahmenwerke
Egal, in welcher Branche oder in welchem Bereich, sei es Beschaffung, Produktion oder Vertrieb: wirtschaftliches Handeln findet in global verflochten Strukturen statt. Durch diese internationalen Verflechtungen muss wirtschaftliches Handeln sich nach verschiedenen nationalen Gesetzgebungen richten. Um eine Angleichung der verschiedenen Ansprüche und einheitliche Rahmenbedingungen für Unternehmen im Bereich Corporate Social Responsibility zu schaffen, haben verschiedene Organisationen, darunter die United Nations (Sustainable Development Goals & UN Global Compact), das OECD und die EU Leitlinien entwickelt. Um einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten, sind vor allem die Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden besonders zentral.
Auf nationaler Ebene gibt es in Deutschland bis lang zwei zentrale Gesetze, die die Corporate Social Responsibility betreffen. Dies ist zum einen das Lieferkettengesetz, welches unter anderem Sorgfaltspflichten in Bezug auf die Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen und Umweltschädigungen definiert, sowie das CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz, welches Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern vorschreibt, jährlich einen nicht-finanzielle Bericht über die wesentlichen nicht-finanziellen Aspekte der Unternehmenstätigkeit vorlegen. Das CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz setzt die Non-Financial Reporting Directive, kurz NFRD, der Europäischen Union um.
Modelle des CSR
Es gibt verschiedenste Modelle für die Strukturierung oder Klassifizierung von CSR-Aktivitäten. Vier zentrale Modelle, die für Corporate Social Responsibility verwendet werden, sind das Drei-Säulen-Modell, die Vier-Stufen-Pyramide nach Carroll, die Strukturierung nach Hiß und das Zwei-Dimensionen-Modell nach Quazi und O'Brian.
Das Drei-Säulen-Modell bezieht sich auf die nachhaltige Entwicklung von Unternehmen. Aus diesem Modell werden für CSR die drei Dimensionen ökologische Nachhaltigkeit, ökonomische Nachhaltigkeit und soziale Nachhaltigkeit abgeleitet. Kritisiert wird am Drei-Säulen-Modell, dass es sich schlecht operationalisieren lässt und praktische Konsequenzen nur schwer abgeleitet werden können. Außerdem fehlen globale Dimensionen, was die Umsetzung vor allem für multinationale Unternehmen erschwert.
Bei Carrolls Modell handelt es sich um die Vier-Stufen-Pyramide, bei dem die gesellschaftliche Verantwortung eines Unternehmens in vier Stufen aufgeteilt wird: die ökonomische Verantwortung, gesetzliche Verantwortung, die ethische Verantwortung und die philanthropische Verantwortung. Die ersten zwei Stufen werden gesellschaftlich gefordert und sind damit für ein Unternehmen erforderlich, um am Markt bestehen zu können. Gesellschaftlich erwartet wird die dritte Stufe. Ihre Einhaltung sorgt für die gesellschaftliche Akzeptanz eines Unternehmens. Die letzte Stufe, sozusagen die Spitze der Pyramide, ist freiwillig, aber gesellschaftlich gewünscht. CSR umfasst alle vier Stufen. An der Vier-Stufen-Pyramide wird kritisiert, dass es keine Einteilung nach ökologischen und sozialen Verantwortungen gibt. Außerdem wird kritisiert, dass der Bezug auf die Erwartungshaltung einer Gesellschaft zu verallgemeinert wird. Gesellschaften und ihre Erwartungshaltungen entwickeln sich und sind von dem kulturellen und nationalen Kontext abhängig.
Quazi und O'Brian haben ein zweidimensionales Diagramm entwickelt, aus dem sich vier Sichtweisen von CSR ergeben. Die eine Dimension befasst sich mit der Verantwortung. Unterschieden wird zwischen einer weiten und einer engen Verantwortung. Die andere Dimension befasst sich mit den Auswirkungen von CSR beziehungsweise es wird zwischen Begünstigung durch CSR und Kosten durch CSR unterschieden. Die Sichtweisen sind angelehnt an die vier Stufen aus Carrolls Modell. Es gibt die moderne Sichtweise (Begünstigung durch CSR & weite Verantwortung), welche ethischen Verantwortung entspricht. Die philanthropische Sichtweise (Kosten durch CSR & weite Verantwortung) kann mit der der philanthropischen Stufe gleichgesetzt werden. Außerdem gibt es die sozial-ökonomische Sichtweise (Begünstigung durch CSR & enge Verantwortung), bei der es sich um eine Mischung aus der gesetzlichen und der philanthropischen Verantwortung handelt. Und als letztes gibt es die klassische Sichtweise, die der ökonomischen Stufe entspricht.
Strukturierung nach Hiß
Das inzwischen populärste Modelle ist von der Soziologin Stefanie Hiß. Sie teilt die CSR-Aktivitäten in verschiedene Verantwortungsbereich auf:
- Innerer Verantwortungsbereich: Dieser Verantwortungsbereich beschreibt die internen Abläufe, die eigentliche Geschäftstätigkeit sowie Verpflichtungen des Unternehmens gegenüber dem Gesetz. Um zu überleben, muss ein Unternehmen Gewinne erzielen. Jedoch sollten diese Gewinne nicht zulasten Dritter gehen.
- Mittlerer Verantwortungsbereich: Der mittlere Verantwortungsbereich umfasst die gesamte Wertschöpfungskette und alle Stakeholder des Unternehmens. Die unternehmerische Verantwortung wird also auf die Einhaltung von Arbeits- und Umweltstandards, sowie Supply-Chain-Management ausgeweitet. Auch die Interessen der wichtigste Stakeholder, wie Arbeitnehmer, Kapitalgeber oder Kunden, werden hier mit einbezogen.
- Äußerer Verantwortungsbereich: Alle Verantwortungen, die nicht in den inneren oder den mittleren Verantwortungsbereich fallen, werden vom äußeren Verantwortungsbereich erfasst. Hierzu können beispielsweise Spenden oder auch Corporate Volunteering, als das Freistellen von Mitarbeitern für soziale Aktivitäten, zählen. Daher entspricht dieser Verantwortungsbereich dem bereits erwähnten Corporate Citizenship.
Unterschied zwischen CSR, CSRD und Corporate Governance
CSRD steht für Corporate Sustainability Reporting Directive. Hierbei handelt es sich um eine EU-Richtlinie zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung. Diese baut auf der Non-Financial Reporting Directive auf und weitet die Berichtspflicht der Unternehmen über nicht-finanzielle Aktivitäten auf alle im bilanzrechtlichen Sinne großen und kleinen bis mittelständischen Unternehmen aus. Ab dem 1. Januar 2024 beginnt die Berichtsanforderung der CSRD für alle Unternehmen von öffentlichem Interesse mit mehr als 500 Mitarbeitenden. Ab dem Geschäftsjahr 2025 müssen alle großen Unternehmen die Berichterstattung vorlegen und ab dem Geschäftsjahr 2026 gilt die Berichtspflicht auch für KMUs.
Corporate Governance beschreibt alle Regeln, Verfahren und Gesetz, nach denen ein Unternehmen geführt werden sollte. Im Deutschen wird für Corporate Governance auch oft der Begriff Grundsätze der Unternehmensführung verwendet. Es handelt sich bei Corporate Governance um eine Stakeholder-Ansatz. Das heißt, dass alle Anspruchsgruppen eines Unternehmens, inklusive der Shareholder, in die Grundsätze mit einbezogen werden. CSR kann Teil der Corporate Governance sein, die Corporate Governance muss jedoch keine CSR-Strategie umfassen.
Kritik an Corporate Social Responsibility
Einer der maßgeblichen Kritikpunkte an CSR ist, dass CSR unverbindlich sei und keine konkreten Maßnahmen enthalten würde. Deswegen würden viele Unternehmen bei der Theorie stecken bleiben. Ein Ansatz hierfür ist die CSR-Berichtspflicht sowie die geforderten Maßnahmen des Lieferkettengesetzes. Auch Richtlinien, wie zum Beispiel die OECD-Leitsätze, bieten Hilfestellung für die Umsetzung.
Ein weitere Kritikpunkt ist, dass viel Unternehmen CSR nur einführen, um sogenanntes Greenwashing zu betreiben. Unter Greenwashing versteht man rein kosmetische Maßnahmen, die das Image des Unternehmens verbessern, ihre Verkäufe ankurbeln und die Gewinnung von neuen Mitarbeitern erleichtern sollen.
Der letzte große Kritikpunkt ist, dass das freiwillige Modell nur dafür gedacht sei, Gesetze und harte Standards zu verhindern, die die Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit zwingen würden.