Die Textil- und Modeindustrie ist mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert: Dazu gehören z.B. die saisonal schwankende Nachfrage und die Nachfrage über mehrere Vertriebskanäle sowie ständige Veränderungen bei Mode, Stil und Farben. Hinzu kommt neben wirtschaftlichen Komplexitäten auch die Kaufkraft der Verbraucher, was sich letztlich auf die Bekleidungsindustrie und ihre Gewinnspannen auswirkt. In den vergangenen Jahren ist der Ansatz des Sales & Operations Planning als Lösung immer mehr in den Fokus gerückt. Er sorgt dafür, dass alle Bereiche des Unternehmens sowie die Unternehmensziele aufeinander abgestimmt sowie für alle transparent sind und somit leichter erreicht werden. Wie genau das funktioniert und warum der S&OP-Prozess insbesondere in der Modebranche einen maßgeblichen Einfluss auf den Unternehmenserfolg hat, erklären wir in diesem Blogbeitrag.
Hohe Planungssicherheit, ideales Sortiment, zufriedene Kunden und erreichte Umsatz- und Warenrohertrags-Ziele - das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Verhindert werden diese Faktoren häufig durch mangelnde Planung und schlechte interne Abstimmungen. Im Planungsprozess sind viele Abteilungen involviert, die jedoch unabhängig voneinander arbeiten und die Abstimmungen erschweren. Die Folge: Für Unternehmen wird es immer schwieriger, Nachfrage und Angebot in Einklang zu bringen und schnell auf Marktveränderungen zu reagieren. Der Weg zu einer gemeinsamen Vorgehensweise ist mühsam und aufwendig, aber ohne abgestimmte Planung können keine fundierten Entscheidungen vom Management getroffen werden.
Sales and Operations Planning, kurz S&OP, ist ein Geschäftsprozess zur besseren Abstimmung von Nachfrage und Angebot. Der ganzheitliche und abteilungsübergreifende Managementprozess verbindet die strategische Unternehmensplanung mit der betrieblichen Planung. Dazu wird die Supply Chain-Planung mit der Absatz-, Einkaufs- und Produktionsplanung vernetzt. Folglich arbeiten alle Abteilungen, die eng mit der Nachfrage- und Angebotsseite in Kontakt stehen, zusammen. Dazu gehören zum Beispiel Vertrieb, Marketing, Beschaffung, Fertigung, Transport und Finanzen.
S&OP ist aus mehreren Gründen von großer Bedeutung. Es sorgt für ein Gleichgewicht zwischen Nachfrage und Angebot - genau hier liegt übrigens die Krux: Der Ansatz orientiert sich immer an der Nachfrage und sorgt aus diesem Grund für präzise Prognosen über zukünftige Absätze, aber dazu später mehr. Durch die Fähigkeit, Demand und Supply auszugleichen, können Unternehmen Produktionspläne erstellen, die auf genauen Verkaufsprognosen basieren, um Über- oder Unterproduktion zu vermeiden. Das trägt dazu bei, Lagerkosten zu reduzieren und gleichzeitig sicherzustellen, dass Produkte immer verfügbar sind, wenn Kunden sie benötigen.
Nachhaltigkeit: Der Ruf nach nachhaltiger Mode wächst stetig. Kunden erwarten, dass Produkte fair hergestellt und Umweltauswirkungen entlang der Supply Chain minimiert werden. Ein Großteil der Produktionen findet jedoch nach wie vor in asiatischen Ländern statt, die Rückverfolgbarkeit der Produkte stellt immer wieder Probleme dar. Die Kunden verlangen jedoch Transparenz, was eine große Herausforderung für das Supply Chain Management ist.
Anpassungsfähigkeit: Mit sich schnell ändernden Modetrends und einer immer kürzeren Produktlebensdauer müssen Unternehmen flexibel und anpassungsfähig sein. Das erfordert eine integrierte Planung. Mit einem guten S&OP können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Produktions- und Vertriebspläne auf die Nachfrage abgestimmt sind und sie in der Lage sind, schnell auf Marktänderungen zu reagieren.
Digitalisierung: Die fortschreitende Digitalisierung erfordert von der Modeindustrie, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken. E-Commerce, virtuelle Showrooms und digitale Fittings stellen neue Anforderungen an die Vertriebskanäle und das Supply Chain Management. Die Konsumenten sind nicht mehr Beobachter, sondern gestalten den Markt mit, indem sie interagieren und Einfluss nehmen wollen. Hierbei spielt auch die Repräsentation, zum Beispiel über Social Media, eine entscheidende Rolle. Mittlerweile nutzt ein Großteil der Kunden digitale Kanäle vor, während oder nach dem Kauf.
Ungewissheit durch globale Ereignisse: Ereignisse wie die COVID-19-Pandemie oder der Ukraine-Krieg haben gezeigt, wie anfällig die globalen Lieferketten sein können. Die Modebranche muss in der Lage sein, sich an solche Störungen anzupassen und Strategien zur Risikominderung zu entwickeln, was sowohl das Supply Chain Management als auch die Sales & Operations Planning betrifft.
Out-of-Stock-Situationen oder Überbestände aufgrund mangelnder Abverkäufe sind Horrorszenarien für Unternehmen. Gerade nach der Pandemie blieben viele Modeunternehmen plötzlich auf ihrer Kleidung sitzen, weil die Nachfrage nach speziellen Produkten, wie beispielsweise Sportbekleidung, sich weitgehend normalisierte. Noch immer ist die Fashionbranche geprägt von sehr langen Planungszeiten, die quartalsweise oder halbjährlich erfolgen und die Kollektionen oft anderthalb Jahre im Voraus festlegen. Diese werden häufig umgehend nach Asien in die Produktion übermittelt und der Fokus wird schon auf die darauffolgende Kollektion gelegt.
Doch die Veränderungen auf dem Beschaffungsmarkt und auch beim Kaufverhalten der Endkunden sowie die Ereignisse auf der Welt und die damit einhergehende Dynamik haben dazu geführt, dass Unternehmen ihre Planungshorizonte und -strategien grundlegend überdenken mussten und verändert haben. Es wird in kürzeren Abständen geplant und eventuell auch für vorhandene Kollektionen nachbeschafft. Faktisch kann der Planungsprozess jedoch nur verändert werden, wenn genügend Spielraum in der Beschaffung besteht. Hier spielen Minimummengen und die schwankenden Preise eine große Rolle. Oft fehlt schlichtweg die Möglichkeit, nachzuordern und dementsprechend auch den Planungsprozess neu zu strukturieren. In diesem Fall bleibt Unternehmen im Bereich Fashion häufig nichts anderes übrig, also mit längeren Vorlaufzeiten zu planen.
Keine Software kann Pandemien und andere globale Ereignisse voraussagen und entsprechend planen. Doch sie kann dabei unterstützen, flexibler und schneller auf Veränderungen im Markt zu reagieren. Ein gut aufgebauter Planungs- und Beschaffungsprozess mit Forecasts aus einer Sales & Operations Planning Software, die auch auf solche plötzlichen Gegebenheiten schnell eingehen und durch Digitalisierung und Automatisierung unterstützen, hilft Unternehmen dabei, bessere und schnellere Schlüsse aus aktuellen Situationen zu ziehen und entsprechend mit den Veränderungen umzugehen. Die prognosebasierte Absatzplanung wird so zum entscheidenden Ausgangspunkt für die operative Planung im Unternehmen. Der Kundenbedarf und die daraus resultierende Nachfrage müssen im Mittelpunkt der Angebots- und Absatzplanung stehen.
Dafür benötigen Unternehmen einen abgestimmten Prozess zwischen allen Beteiligten und eine hervorragende Kommunikation im Team. Bei beiden Anforderungen unterstützt eine S&OP-Software: Sie ergänzt die theoretischen Vorüberlegungen und gibt den Mitarbeitenden integrierte Tools (z.B. für die Absatzplanung, die Disposition, Produktions- und Logistikplanung etc.) an die Hand, die sowohl bei den Teilaufgaben im Gesamtprozess als auch bei der Abstimmung im Team unterstützen.
Der S&OP-Prozess ist zyklisch und wird entweder monatlich oder vierteljährlich wiederholt, je nachdem, wie weit das Unternehmen in die Zukunft prognostizieren kann. Er verwendet den aggregierten Bedarf als Ausgangspunkt und vergleicht den zu erwartenden Bedarf mit vorhandenen Ressourcen wie Maschinen, Personal oder Materialkapazität. Daraus können die Verantwortlichen einen Konsensplan über die weiteren Schritte zum zuvor festgelegten Erfolg des Unternehmens ableiten.
Insgesamt ist S&OP für die Modeindustrie unerlässlich, um effizient und effektiv zu arbeiten, Risiken zu minimieren und auf sich ändernde Marktbedingungen zu reagieren. Im Gegensatz zu einer Planung mit Excel oder intern zusammengestellten Insellösungen handelt es sich bei Sales and Operations Planning Prozess um einen ganzheitlichen und abteilungsübergreifenden Planungsprozess, der die jeweiligen Prozesse und letztlich Angebot und Nachfrage effektiv und effizient aufeinander abstimmen soll – praxisbezogen und zuverlässig. Ein gut umgesetztes S&OP kann dazu beitragen, die Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit eines Modeunternehmens erheblich zu verbessern.
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