Um Wertschöpfungsketten an volatile Märkte anpassen zu können, ist eine effektive Planung für Unternehmen unerlässlich. Vor allem im Supply Chain Management ist ein funktionsübergreifender Prozess notwendig, um Angebot und Nachfrage und sämtliche beteiligte Parteien aufeinander abstimmen zu können. Oft werden die Planung der Lieferkette, das Bestandsmanagement und weitere Funktionen des Supply Chain Managements unabhängig voneinander geplant und umgesetzt. Als Planungsansatz haben sich an dieser Stelle Sales & Operations Planung und Integrated Business Planning etabliert. In diesem Blogbeitrag werden wir erläutern, welche Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Potenziale die beiden Ansätze haben.
Sowohl Sales and Operations Planning (S&OP) als auch Integrated Business Planning (IBP) werden in der Unternehmenssteuerung eingesetzt, um Demand und Supply (Deutsch: Nachfrage/Bedarf und Angebot/Versorgung) im gesamten Unternehmen aufeinander abzustimmen. Beide Verfahren vereinen Elemente aus verschiedenen Geschäftsbereichen, wie zum Beispiel Finanzen, Supply Chain Management, Vertrieb, Operations etc., um sicherzustellen, dass die wichtigsten Bereiche des Unternehmens zusammenarbeiten und gemeinsam Entscheidungen treffen. Im wirtschaftlichen Kontext wird seit längerer Zeit über die Unterscheidung zwischen S&OP und IBP diskutiert. Die eine Seite sieht zwischen S&OP und IBP keinerlei Unterschiede, während andere der Meinung sind, dass die beiden Konzepte einige zentrale Unterschiede haben und der IBP-Ansatz auf S&OP aufbaut. Bevor auf diese Unterschiede eingegangen werden kann, müssen zunächst beide Begriffe definiert werden.
Der Begriff Sales & Operations Planning wurde 1988 von den US-Amerikanern Walter Goddard und Richard Link eingeführt. S&OP wird als ein Geschäftsmanagementprozess definiert, der Angebot und Nachfrage innerhalb eines Unternehmens besser aufeinander abstimmt. S&OP hilft Unternehmen, die operativen Bereiche des Unternehmens, wie die Produktion, Vertrieb und den Einkauf, mit den strategischen Bereichen zu verbinden. Durch eine Vernetzung aller Beteiligten fördert Sales and Operations Planning eine bessere Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Abteilungen, um eine ausgewogene und effektive Geschäftsplanung zu erreichen. Der Zweck von S&OP besteht darin, sicherzustellen, dass die Absatzplanung eines Unternehmens mit der Produktionsplanung übereinstimmt und dass die Lagerbestände optimal auf die Kundennachfrage abgestimmt sind. S&OP dient darüber hinaus der Optimierung der Entscheidungsfindung und der Entscheidungsqualität. In der Praxis handelt es sich bei Sales & Operations Planning um einen taktischen monatlichen Prozess mit einem mittelfristigen Planungshorizont.
Oliver Wight sieht IBP als eine Weiterentwicklung von S&OP. Er definiert Integrated Business Planning, im Deutschen integrierte Geschäftsplanung, als einen Prozess, der für eine effektive Entscheidungsfindung entwickelt wurde und von der Managementebene eines Unternehmens angeleitet wird. Es handelt sich also um einen ganzheitlichen Ansatz der Unternehmensplanung. Im Gegensatz zu S&OP berücksichtigt IBP nicht nur die Absatzplanung und Produktionsplanung, sondern auch alle anderen geschäftlichen Bereiche, wie Finanzen, Marketing und Supply Chain Management. Das primäre Ziel von IBP ist es, alle Aspekte der Unternehmensplanung zu integrieren, um den strategischen Plan mit den Unternehmenszielen in Einklang zu bringen. In der Regel wird IBP vierteljährlich durchgeführt und bezieht Beteiligte aus allen Unternehmensbereichen mit ein, darunter Vertriebsmitarbeiter, Bedarfsplaner, Marketingmitarbeiter und weitere Entscheidungsträger. Darüber hinaus zielt IBP darauf ab, eine ganzheitliche Sicht auf die Geschäftsleistung zu bieten und sicherzustellen, dass alle Unternehmensbereiche auf gemeinsame Ziele ausgerichtet sind.
Bei einem S&OP-Ansatz ist das primäre Ziel, die Kundennachfrage mit den Lagerbeständen in Einklang zu bringen, um die Rentabilität zu optimieren. Integrated Business Planning hingegen zielt darauf ab, alle Abteilungen und Stakeholder auf die gemeinsamen Ziele auszurichten, einschließlich Umsatzzielen, Rentabilität und Kundenzufriedenheit. IBP betrachtet das Geschäft auch längerfristig, in der Regel über einen Zeitraum von zwei bis fünf Jahren, während S&OP sich im Allgemeinen auf kürzere Planungshorizonte von 6 bis 12 Monaten fokussiert.
Ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen S&OP und IBP ist der Reifegrad des Planungsprozesses. S&OP wird generell als ein eher taktischer, kurzfristiger Planungsprozess angesehen, der sich auf die operative Ausführung konzentriert. IBP hingegen ist eher strategisch und langfristig ausgerichtet und nimmt die Ausrichtung der gesamten Organisation auf gemeinsame Ziele in den Blick.
Beim Vergleich von S&OP und IBP werden in der Regel folgende Hauptthemen diskutiert:
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass S&OP und IBP zwar verwandte Prozesse sind, IBP jedoch ein umfassenderer und strategischerer Ansatz ist, um die Supply-Chain-Prozesse mit den Unternehmenszielen in Einklang zu bringen, während S&OP ein eher taktischer Ansatz ist, der sich auf die Deckung des kurz- bis mittelfristigen Bedarfs konzentriert.
Insgesamt können S&OP oder IBP Unternehmen helfen, ihre betriebliche Effizienz zu verbessern, Kosten zu senken und die Kundennachfrage besser zu befriedigen, was zu höherer Rentabilität und Wachstum führen kann.
Ob nur einer der beiden Prozesse oder eine gemeinsame Implementierung von S&OP- und IBP-Prozesse sinnvoll ist, hängt von spezifischen Geschäftsanforderungen und -zielen des jeweiligen Unternehmens ab. Obwohl beide Verfahren gemeinsame Zielsetzungen haben, unterscheiden sie sich in Umfang, Zeithorizont und Integrationsgrad.
Für Unternehmen mit komplexen Lieferketten und mehreren Produktlinien kann eine gemeinsame Implementierung von S&OP und IBP von Nutzen sein. S&OP kann solchen Unternehmen helfen, besser mit kurzfristigen Nachfrageschwankungen und betrieblichen Einschränkungen umzugehen, während IBP dazu beitragen kann, die Supply-Chain-Prozesse an langfristigen Geschäftszielen auszurichten und Risiken zu mindern.
Zusammenfassend kann man sagen, dass sowohl S&OP als auch IBP eine entscheidende Rolle in der Optimierung von Unternehmensabläufen spielen. S&OP zielt dabei stärker auf die Optimierung des Gleichgewichts von Angebot und Nachfrage ab. IBP hingegen konzentriert sich darauf, nicht nur die operative Ebene, sondern auch die finanziellen und strategischen Unternehmensziele in den Planungsprozess zu integrieren. IBP kann somit die Weiterentwicklung von S&OP betrachtet werden. Die Wahl zwischen S&OP und IBP hängt stark von spezifischen Bedürfnissen und Zielen des Unternehmens ab. Wünscht ein Unternehmen eine stärker proaktive und umfassende Planung, so ist IBP meist die bessere Wahl. Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen bietet S&OP einen besseren Einstieg als IBP. Unabhängig von dem gewählten Prozess ist es jedoch unabdingbar, dass die gesamte Führungseben hinter dem Prozess steht und eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung und Anpassungsfähigkeit fördert, um einen langfristigen Unternehmenserfolg sicherzustellen.
Sie haben Fragen zu S&OP und IBP oder wüssten gerne, wie Sie einen der beiden Prozesse konkret in Ihrem Unternehmen einsetzen können? Wir helfen Ihnen gerne weiter!