Unternehmen im Kampf um die Ware: Wie intelligente Softwaretools die Supply Chain optimieren
Die Corona-Pandemie oder die Havarie des Containerschiffes „Ever Given“ haben gezeigt, wie anfällig die Supply Chain vieler Unternehmen ist. Insbesondere wenn die Nachfrage nach bestimmten Artikeln sprunghaft steigt oder es Liefer- und Produktionsengpässe gibt, fehlt vielerorts die notwendige Flexibilität und Reaktionsfähigkeit.
Eine Umfrage des Branchenverbands der deutschen Maschinenbauer VDMA deutete bereits im März 2020 auf die Auswirkungen der aufkommenden Corona-Pandemie hin: 84 Prozent der befragten Unternehmen gaben demnach an, mit einem beeinträchtigten Betriebsablauf zu kämpfen und fast die Hälfte klagte über Störungen in der gesamten Supply Chain. Die Ursache liegt in der starken Vernetzung globaler Wertschöpfungsketten, die die Folgen von unvorhergesehenen Ereignissen grundsätzlich nur schwer prognostizierbar macht. Viele deutsche Unternehmen sind auf Lieferungen aus dem Ausland, insbesondere aus China, angewiesen. Doch dort standen Fabriken über längere Zeit still und konnten nicht produzieren, sodass Vorprodukte, einzelne Teile oder komplette Erzeugnisse nicht lieferbar waren. Parallel dazu stieg in Deutschland die Nachfrage nach einzelnen Konsumgütern und Handelswaren. Die kurzfristige Folge war ein Mangel an Materialien, der letztlich einen regelrechten Kampf um die Ware entbrannte.
Herausforderungen innerhalb der Krise
Weitläufigkeit und kontinuierliche Planung schließen krisenbedingte, kurzfristige Anpassungen der Lieferkette für die meisten Unternehmen aus. Gleichzeitig mangelt es darüber hinaus aufgrund der Hygieneanforderungen und des Fachkräftemangels an Personal. Zudem haben viele Unternehmen im Verlauf der Jahre ihre Sicherheitsbestände reduziert, um die Lagerkosten auf ein Minimum zu beschränken und weniger Kapital zu binden. Diese Strategie wirkte sich in der aktuellen Corona-Pandemie negativ aus, denn die Sicherheitsbestände waren schnell aufgebraucht. Obwohl sich die Produktion in China inzwischen wieder stabilisiert hat, können viele Unternehmen die stark gestiegene Nachfrage der Kunden noch immer nicht decken und fehlende Frachtkapazitäten im Containerbereich verschärfen die Situation weiter. Die Havarie der „Ever Given“ und die damit verbundene Blockade des Suezkanals führten weltweit zu weiteren Lieferverzögerungen.
Lagerbestände flexibel und aktuell ausgleichen
Den großen Herausforderungen können Unternehmen nur mit vorausschauender Planung und flexibler Disposition entgegentreten. Neue Lösungen sind gefragt, um sich krisensicher aufzustellen und die Relevanz im Wettbewerb zu festigen. Mehr und mehr Unternehmen setzen dafür erfolgreich auf die Unterstützung von digitalen Prozessen. Diese helfen dabei, mithilfe von tagesaktuellen Daten, detaillierte Absatzprognosen aufzustellen. Verbunden mit einem Management-by-Exception-Ansatz ermöglichen es tägliche oder untertägige Absatzprognosen und Bestellvorschläge, auch kurzfristig zu reagieren. Dabei hängt es von der Flexibilität der Bestellvorschläge ab, wie gut sich Unternehmen auf die Marktsituation vorbereiten können. Es gilt: Je größer das Sortiment ist, desto wichtiger sind eine gute Reaktions- und Anpassungsfähigkeit. Ein herkömmliches ERP-System gerät dabei an seine Grenzen, da es Berechnungen in der Regel mit statischen Daten anstellt. Somit lassen sich zum Beispiel Sicherheitsbestände nicht kurzfristig verändern.
Doch auch die Präzision der Absatzplanung spielt eine wichtige Rolle für den Erfolg des Unternehmens. Die Planung von Kollektionen und des Warensortiments sollte mit Blick auf die belastbaren Absatzprognosen und unter regelmäßiger Einbindung aller relevanter Abteilungen erfolgen. Die Integration von Vertriebs-, Produkts und Supply-Chain-Planungen sorgt für ein ganzheitliches und vorausschauendes Warenmanagement. Vorrangig sind für diesen Zweck Softwarelösungen, die mit künstlicher Intelligenz arbeiten, geeignet. Diese beziehen beispielsweise saisonale Einflüsse oder Trends in ihre Berechnungen mit ein und erstellen präzise Vorhersagen. Dadurch lassen sich Angebot und Nachfrage perfekt aufeinander abstimmen.
Vorteile intelligenter Softwarelösungen
Neben einer flexiblen und durchdachten Absatzplanung gibt es weitere Faktoren, die für die Optimierung der Supply Chain berücksichtigt werden müssen. Dazu gehören unter anderem die Auslastung der Kapazitäten im LKW- und Containertransport, Zeitanforderungen bei Importware oder die einwandfreie Anbindung von Lieferanten. Hier schaffen spezialisierte Softwarelösungen ebenfalls Abhilfe:
Funktionen intelligenter Softwaretools zur Optimierung der Supply Chain im Überblick:
- Absatzprognosen und Bestellvorschläge auf Basis tagesaktueller Daten
- Beachtung von Trends oder saisonalen Einflüssen
- Ladungsträger durch die Konsolidierung aktueller und folgender Bestellungen in einer Sendung bestmöglich auslasten
- Abwicklung und Lieferzeit in die Berechnung der optimalen Bestellzeitpunkte und -mengen mit einbeziehen
- Bedarfsvorschau für die Planung von Bedarfsdeckung und freien Kapazitäten
- Datenübertragung in Echtzeit für verkürzte Bestell- und Lieferprozesse
- Vernetzung mit Lieferanten für eine schnelle Kommunikation und einfache Umsetzung kurzfristiger Änderungen
- Erkennung von Ausreißern und anderer Sonder-Effekte
Anforderungen werden künftig weiter steigen
Verbunden mit dem Ausfall des Suezkanals als Handelsroute, deckte die Corona-Krise große Schwächen in den Supply Chain von Unternehmen auf. Viele müssen ihre bestehenden Strategien überdenken. Daraus lernen wir, dass spezialisierte IT-Lösungen essenziell sind, um zukunftsfähig zu bleiben und in Ausnahmefällen den „Kampf um die Ware“ zu gewinnen. Für den entscheidenden Wettbewerbsvorteil empfiehlt es sich, bestehende Informationen auf einer zentralen Plattform zusammenzuführen und zu verwalten. Schließlich wird der Markt auch in Zukunft strenge Anforderungen an Unternehmen stellen. Dann sind Flexibilität und Transparenz gefragt, um unmittelbar auf die variablen und sich rasend schnell ändernden Marktbedingungen reagieren zu können.
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