Die Zusammenarbeit mit Händlern und Lieferanten ist in zahlreichen Branchen, insbesondere aber in der Fashionindustrie, äußerst komplex. Gerade bei einer globalen Supply Chain ist es für Unternehmen schwierig, den Überblick zu behalten und die einzelnen Produktionsschritte der Lieferanten und ihrer Vorlieferanten zu überwachen. Doch nur so können potenzielle Risiken wie Lieferengpässe, Qualitätsprobleme oder Verstöße gegen das Lieferkettengesetz frühzeitig erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Wie Sie all diese speziellen Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit Ihren Lieferanten unter Kontrolle bringen, erklären wir in diesem Blogbeitrag am Beispiel der Fashionbranche.
Die Zusammenarbeit innerhalb von Lieferketten ist entscheidend für den Erfolg von Unternehmen, aber auch mit einer Reihe von Herausforderungen verbunden. Gerade die textilen Supply Chains sind komplex, da von der Rohstoffgewinnung bis zum fertigen Kleidungsstück zahlreiche Stationen durchlaufen werden – und das meist in verschiedenen Ländern. Durch das ständig wachsende Netz der an der Produktion beteiligten Zulieferern werden alle Prozesse immer komplizierter, undurchsichtiger und zeitaufwendiger. Häufig sind die Systeme der beteiligten Unternehmen in der Lieferkette nicht miteinander kompatibel oder integriert. Dies führt zu Informationslücken, redundanter Datenverwaltung und Ineffizienzen. Auch unterschiedliche Geschäftspraktiken, regulatorische Anforderungen und Qualitätsstandards können die Zusammenarbeit in der Supply Chain erschweren.
Eine enge Zusammenarbeit und eine effiziente Kommunikation zwischen den Partnern sind erforderlich, um schnell auf solch unvorhersehbare Veränderungen zu reagieren und die Resilienz der Lieferkette zu erhöhen. Aus diesem Grund, aber auch, um Menschenrechtsverletzungen erkennen und beheben zu können, ist seit Anfang des Jahres das Lieferkettengesetz in Kraft getreten – zunächst für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, in den kommenden Jahren auch für kleinere Unternehmen, um den Weg ihrer Waren lückenlos nachweisen zu können.
Transparenz bezeichnet im Kontext von Supply Chain Collaboration die Fähigkeit von Unternehmen, Informationen über all ihre Lieferketten hinweg zu sammeln und offenzulegen, einschließlich der Identität der Lieferanten, der Standorte der Produktion, der Arbeitsbedingungen und der Umweltauswirkungen. Transparenz kann einerseits dabei helfen, Risiken zu identifizieren und zu managen. Beispielsweise können Unternehmen, die die Herkunft ihrer Rohmaterialien kennen, besser auf Lieferengpässe oder Preisschwankungen reagieren. Andererseits kann Transparenz auch einen Wettbewerbsvorteil darstellen, denn immer mehr Verbraucher legen Wert auf Label wie „Bio“ oder „Fair Wear“ und sind bereit, für diese mehr zu bezahlen. Unternehmen, die nachweisen können, dass sie verantwortungsvoll handeln und eine Rückverfolgbarkeit entlang der Lieferkette vorweisen, können sich so einen treuen Kundenstamm aufbauen.
Durch einen engen und fehlerfreien Austausch mit den Lieferanten während der Produktion entstehen insgesamt weniger Risiken entlang der Supply Chain. Daher versuchen immer mehr Fashion-Unternehmen, einen Einblick in den Produktionsfortschritt zu bekommen, bevor die Ware ihren Weg entlang der Supply Chain fortsetzt. Dafür ist es notwendig, dass die Informationen vom Lieferanten während der Produktion bezogen werden können. Eine Möglichkeit ist es, Supplier Collaboration Tools an die Produktionstechnik, wie z.B. Kamerasysteme, anzubinden. Die Daten werden dann beim Lieferanten automatisch erfasst, zum Beispiel über einen QR-Code, sodass er nicht bei jedem Produktionsschritt die Vorgänge manuell eintippen muss.
Wir haben mit Francesco Melani, Product Manager bei REMIRA, gesprochen. Er berät zahlreiche italienische und europäische Modemarken in Sachen Supply Chain Management, u.a. auch im Premiumsektor, und weiß, worauf Unternehmen generell achten müssen und wie sie mehr Transparenz durch einen optimalen Informationsfluss erreichen.
„Laufende Beziehungen zwischen einem Unternehmen und seinen Zulieferern sind unerlässlich, um die Flexibilität und Belastbarkeit der Supply Chain aufrechtzuerhalten. Gerade während des Produktionsprozesses ist es für das Unternehmen wichtig, Informationen von den eigenen Lieferanten zu erhalten, um auf neue Kundenanfragen zeitnah reagieren zu können, den Auftragsfortschritt zu verfolgen sowie die technische Produktdokumentation und die erforderlichen Versanddokumente bereitzustellen.“
„In bestimmten Produktionsphasen kann es erforderlich sein, die Zeit zu analysieren, die der Lieferant oder die interne Abteilung für die Ausführung einer bestimmten Aufgabe benötigt. Das IoT hilft uns dabei, diese Daten automatisch zu erfassen, indem es bestimmte Elemente wie QR-Codes liest, die sich auf Tabletts oder Kisten mit den zu montierenden Teilen befinden, und die Zeit aufzeichnet, wenn es eine bestimmte Arbeitsstation betritt, und es stoppt, sobald es die nächste Arbeitsstation erreicht. Auf diese Weise werden Daten über die Zeit gesammelt, die für die Durchführung bestimmter Vorgänge benötigt wird, und die Effizienz der Montagelinie überwacht.“
„Die Logistik- und Lieferkettenbranche hat sich in den vergangenen Jahren sehr stark verändert, vor allem aufgrund der Pandemie. Wegen COVID-19 sind die Lieferzeiten deutlich länger geworden. Die Notwendigkeit, flexibel zu sein und schnell auf Produktionsverzögerungen zu reagieren, hat dem Supply Chain Management mehr und mehr Aufmerksamkeit verschafft.
Darüber hinaus ist der Austausch detaillierter und genauer Informationen mit den Zulieferern und eine immer engere Zusammenarbeit mit ihnen die einzige Möglichkeit für die Unternehmen, auf negative Ereignisse, die während des Produktions- und Versandprozesses auftreten können, zu reagieren und ihnen nach Möglichkeit zuvorzukommen. Ein Beispiel für die Zusammenarbeit in der Supply Chain ist die Möglichkeit, die Prioritäten bei bestimmten Aufträgen zu ändern, zu wissen, was sich gerade in der Produktion befindet und was überfällig ist, die Genehmigung von Artikeln vor dem Versand zu verwalten und den Container und den Versand zu optimieren.“
„Transparenz bedeutet, dass das Unternehmen genau weiß, was in jeder Phase der Lieferkette geschieht, und dass es in der Lage ist, intern und extern mit allen Beteiligten zu kommunizieren. Unternehmen können mehr Transparenz erreichen, wenn die Kommunikation mit ihren Lieferanten reibungslos, einfach und effektiv verläuft. Sowohl das Unternehmen als auch die Lieferanten profitieren von der Zusammenarbeit auf einer gemeinsamen Plattform: Auftragsbestätigungen und Rechnungen müssen nicht mehr manuell verschickt werden, Versandanzeigen werden direkt im Portal erstellt, Etiketten werden automatisch generiert, die Lieferanten erhalten einen Echtzeit-Überblick über anstehende Aufträge, so dass sie ihre Aktivitäten planen können usw.“
„Der Informationsaustausch zwischen Unternehmen und Lieferanten erfolgt über eine detaillierte Dokumentation der Produktion und der Aufträge (z. B. durch die gemeinsame Nutzung von Produktdatenblättern), aber auch Rechnungen, Materialzertifizierung und Versand werden dank der automatischen Generierung einer Packliste gemeinsam genutzt.“
„Das Ziel der Transparenz besteht darin, dem Endkunden einen besseren Service zu bieten, der es ihm ermöglicht, mögliche Schwachstellen rechtzeitig zu erkennen, schnell auf Änderungen der Kundennachfrage zu reagieren, die ausgelagerte Produktion effizient zu verwalten und die Qualität der Produkte zu bestätigen, bevor sie auf den Markt kommen. Transparenz in der Lieferkette setzt voraus, dass die Unternehmen wissen, was in der vorgelagerten Lieferkette geschieht, und dass sie dieses Wissen sowohl intern als auch extern weitergeben.“
Sie möchten mehr zum Thema Supply Chain Collaboration erfahren oder wissen, wie Sie die Transparenz und Kommunikation in der Supply Chain Ihres Unternehmens verbessern können? Gerne zeigen wir Ihnen alle Möglichkeiten und Optimierungspotenziale auf!