IBP in der Lebensmittelindustrie: Mit gegebenen Ressourcen maximal gewinnbringend und nachhaltig produzieren
Nachhaltige Produktion von Lebensmitteln als übergeordnetes Ziel: Produzierende Unternehmen stehen vor der Herausforderung, nachhaltig und trotzdem gewinnbringend agieren zu müssen. Doch diese beiden Faktoren müssen sich nicht zwangsläufig ausschließen. Anstatt in teure und zahlreiche Produktionsmaschinen zu investieren und stetig die Lager- und Produktionsfläche zu vergrößern, lohnt sich ein Blick auf die Optimierung der gegebenen Ressourcen. Wie kann ein Unternehmen mit den Gegebenheiten maximal effizient produzieren? Gerade in der Lebensmittelindustrie spielt Integrated Business Planning (IBP) immer häufiger eine große Rolle. Warum das so ist und wie der Ansatz funktioniert, zeigen wir in diesem Blogartikel.
Bei der Herstellung von Lebensmitteln steht Nachhaltigkeit ganz oben auf der Agenda. Ressourcenschonung und minimale Umweltauswirkungen sind das Ziel. Nachhaltige Produktionsmethoden schonen nicht nur die Umwelt, sondern senken auch die Kosten in der Produktion und verbessern die Qualität der Produkte. Zudem eröffnen ressourcenschonende Produktionsweisen neue Marktchancen. Ein nachhaltiger Ansatz führt so zu höheren Erträgen für die Unternehmen und gesünderen Produkten für die Verbraucher. Dabei stehen Lebensmittelproduzenten jedoch vor einigen Herausforderungen, darunter steigende Rohstoffpreise, die durch zunehmende Knappheit und höhere Nachfrage angetrieben werden. Auch gesetzliche Vorschriften werden immer strenger, da Regierungen weltweit Maßnahmen zur Reduktion von Umweltbelastungen durchsetzen. Weiterhin verschlingen Überproduktion und Verschwendung Ressourcen und verursachen zusätzliche Kosten. Gleichzeitig wachsen die Erwartungen der Konsumenten an Nachhaltigkeit, Transparenz und Umweltverantwortung.
Um die richtige Balance zwischen den Herausforderungen, Ansprüchen und eigenen Zielen zu finden, ist ein ganzheitlicher Ansatz wichtig. Unternehmen, die in der Produktion auf herkömmliche Weise agieren, stoßen schnell an ihre Grenzen und verlieren an Wettbewerbsfähigkeit. Eine Software für Integrated Business Planning hat sich in der Lebensmittelproduktion als sehr erfolgreich erwiesen. Im Gegensatz zu anderen Softwaretools, die sich nur auf Absatzplanung oder Produktionsplanung spezialisieren und andere Bereiche außen vor lassen, kann eine Software für IBP den sogenannten End-to-End-Prozess abdecken: vom Vertrieb, über die Absatzprognosen und die Absatzplanung bis zur Produktionsplanung und Feinplanung werden alle Bereiche integriert und das Thema Planung aus verschiedenen Perspektiven betrachtet.
Was ist Integrated Business Planning?
Integrated Business Planning (IBP) ist ein ganzheitlicher Ansatz zur Unternehmensplanung, der die Prinzipien der Absatz- und Produktionsplanung (S&OP) auf die gesamte Wertschöpfungskette ausweitet. Die Integration von IBP stellt sicher, dass die Unternehmenspläne und -ressourcen an der Unternehmensstrategien ausgerichtet werden, wobei der Schwerpunkt auf der finanziellen Leistung sowie auf den operativen Fähigkeiten liegt. Zudem soll dank IBP durch die Zusammenführung verschiedener Funktionen - z. B. Vertrieb, Produktion, Logistik und Finanzen - die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit und Transparenz gefördert werden. Damit unterscheidet sich IBP von herkömmlichen Planungsmethoden, die häufig isoliert und in Silos verankert sind. Mit einer einheitlichen Sicht auf Echtzeit-Geschäftsdaten und Absatzprognosen können Unternehmen fundiertere Entscheidungen treffen, Marktveränderungen vorhersehen und proaktiv reagieren. Hinzu kommt, dass in der operativen Planung zwar einerseits ein stabiler Plan wünschenswert ist, andererseits jedoch flexibel auf plötzliche Änderungen und Einflüsse reagiert werden muss. Dies können zum Beispiel Maschinenausfälle oder Schwankungen auf dem Beschaffungsmarkt, etwa Rohstoffmangel, sein.
Integrated Business Planning für Lebensmittel
Um eine Supply Chain nachhaltig auszurichten, ist es wichtig, frühzeitig und richtig agieren zu können. Dafür müssen alle Ressourcen effizient genutzt werden. Der Ansatz des Integrated Business Plannings unterstützt Unternehmen dabei, verschiedene Einflussfaktoren wie Kundennachfrage, Nachhaltigkeit, Wettbewerb sowie Liefer- und Produktionskapazitäten mit einzubeziehen und entsprechend zu handeln. Neben den klassischen Planungsherausforderungen müssen im Bereich Lebensmittel auch branchenspezifische Anforderungen erfüllt werden. Darunter fallen Termintreue, Haltbarkeiten und Rüstzeiten. Die Prozesse der Lebensmittelherstellung werden zudem häufig durch hohe Komplexität und Mehrstufigkeit beeinflusst, was wiederum die Durchlaufzeiten erhöht.
Mit Integrated Business Planning kann je nach Zielen zum Beispiel auf Produkt-Kunden-Ebene oder auch Produkt-Lagerort-Ebene geplant werden. Die ermittelten Mengen der Rohstoffe münden in einem operativen Plan, danach werden auf Tagesebene Lagerbestand, Bedarf und Produktions-Output ständig in einem dynamischen Netzwerk überwacht. Ein anderer Ansatz kann die Optimierung der Rüstzeiten sein. Dann wird die Herstellung der Lebensmittel so geplant, dass die Rüstzeiten, zum Beispiel durch Werkzeugwechsel oder Reinigung, möglichst geringgehalten werden. Getränkehersteller produzieren daher oft die zuckerhaltigen Getränke erst am Ende des Tages, weil die Reinigung der Schläuche und Maschinen danach sehr aufwendig ist und es im täglichen Betrieb ineffizient bzw. nicht umsetzbar wäre. Gerade in der Herstellung von Lebensmitteln spielt die Optimierung der Rüstzeiten eine entscheidende Rolle - nicht nur aus wirtschaftlichen Aspekten, sondern insbesondere auch aufgrund von hygienischen Anforderungen. Ein klassisches Beispiel hierzu ist die Herstellung von Schokolade: nach einem Zyklus mit Nussschokolade muss eine gründliche Reinigung erfolgen, um eventuelle Spuren von Nüssen aus einer anderen Sorte herauszuhalten.
5 Gründe für IBP in der Lebensmittelindustrie
Begrenzte Haltbarkeit, Kühlketten- und Lagerungsanforderungen, angebotsgesteuerte Modelle, Anforderungen an die Rückverfolgbarkeit der Herkunft sowie teilweise sehr strenge Vorschriften sind nur einige der Herausforderungen in der Lebensmittelindustrie. Auch wachsende Kundenerwartungen in Bezug auf Liefergeschwindigkeit, Servicequalität und Nachhaltigkeit müssen erfüllt werden. Um trotz all dieser Faktoren auch noch nachhaltig und effizient zu agieren, hat sich Integrated Business Planning als Erfolg herausgestellt. Warum das so ist, haben wir in fünf Punkten zusammengefasst:
Maximale Ressourcen-Nutzung
Die Optimierung der gegebenen Ressourcen stellt einen erfolgsversprechenden Weg für produzierende Unternehmen da. Verschiedene Strategien, wie zum Beispiel die Reduktion von Abfall oder der effiziente Einsatz von Energie und Wasser tragen zum Umweltschutz bei. In der Lebensmittelindustrie stellen auch die Nutzung von Nebenprodukten und eine Optimierung der Produktionsprozesse gute Ansätze dar, weil sich daraus weitere Vorteile ergeben: weniger Kosten, weniger Abschreibungen und höheres Ansehen der Kunden und dadurch mehr Kundenzufriedenheit. Es müssen keine neuen Maschinen angeschafft werden - die vorhandenen können einfach maximal gewinnbringend genutzt werden.
Präzise Prognosen
Eine gute Absatzplanung ist die Grundlage für eine erfolgreiche Produktion. Je präziser die Absatzplanung, desto präziser die Beschaffung und Produktion - auch in einer schnelllebigen Branche wie der Lebensmittelindustrie. KI-gestützte Absatzprognosen sorgen für eine Reduzierung von Überproduktion und Verschwendung, da der Bedarf frühzeitig vorhergesagt und die Produktion entsprechend angepasst werden kann. Auch Markttrends und saisonale Schwankungen können durch eine entsprechende Datenanalyse und darauf basierenden Prognosen berücksichtigt und sinnvoll genutzt werden. Genaue Prognosen helfen dabei, eine erfolgreiche Produktionsplanung zu schaffen.
Verbessertes Supply Chain Management
Eine gezielte Steuerung der Supply Chain durch IBP ermöglicht eine transparente Vernetzung aller Prozesse, sodass eine resiliente und nachhaltige Supply Chain entsteht. Was-wäre-wenn-Simulationen, Warnungen und Logistikanalysen sorgen für eine kürze Reaktionszeit und proaktives Handeln, was gerade in der Lebensmittelproduktion unentbehrlich ist. So kann auch der Lagerfüllgrad deutlich gesenkt werden, was in jedem Fall hohe Einsparungen mit sich bringt.
Hohe Nachhaltigkeit in der Produktion
Eine KI-gesteuerte Produktionsplanung verringert das Risiko von Verderb und Abschreibungen der Lebensmittel enorm. Mindesthaltbarkeitsdaten (MHD) werden in der Planung und Produktion berücksichtigt, sodass es gar nicht erst zu verderbenden Überbeständen kommt. Ziel ist es zudem, die Herstellung der Produkte möglichst ressourcenschonend vorzunehmen. Auch die weitere Verwendung von Nach- und Nebenprodukten unterstützt eine ökologische Herangehensweise.
All-in-One-Lösung
Dank IBP entsteht ein ganzheitlicher Planungsprozess, der sämtlichen Beteiligten die Zusammenarbeit in einer einzigen Lösung ermöglicht. Alle Interessensgruppen sind dementsprechend aktiv am aktuellen Prozess integriert. So werden zum Beispiel nicht nur vertriebliche Infos für die Absatzplanung mit einbezogen, sondern auch das Management für die Festlegung strategischer Ziele. Datensilos und isolierte Prozesse verhindern End-to-End-Transparenz und führen zu verzögerten oder sogar fehlerhaften Entscheidungen, was wiederum Umsatzeinbußen mit sich zieht. Integrated Business Planning hingegen berücksichtigt jegliche interne und externe Daten und zieht integrierte Geschäfts-, Lieferketten- und Finanzpläne in die Bewertung der Pläne mit ein.
Praxisbeispiel: Nachhaltige Produktion bei innocent
innocent hat sich in den vergangenen Jahren zu Europas bekanntestem Saft- und Smoothie-Hersteller entwickelt. Die Produktion stellt aufgrund der frischen und verderblichen Zutaten eine große Herausforderung dar. Damit genügend Ware produziert werden kann und möglichst wenig Rohstoffe verderben, muss die Produktion genau geplant werden, um auf Prognoseänderungen reagieren zu können.
Unterstützt wird innocent dabei seit acht Jahren von OUTPERFORM Planning, der IBP-Lösung des Softwareanbieters REMIRA. Die Software sorgt für reibungslose Produktionsabläufe, indem sie KI-gesteuert die Logistik- und Produktionsplanung an mehreren Standorten in Europa steuert. OUTPERFORM Planning optimiert die Lagerbestände und macht rechtzeitig Vorschläge für die Produktionsplanung, um die Warenverfügbarkeit sicherzustellen und Out-of-Stock-Szenarien zu vermeiden. Dank der Software ist immer klar, in welcher Reihenfolge die Zutaten verarbeitet werden müssen, um nachhaltig zu produzieren und die Abschreibungen möglichst geringzuhalten.
Mit OUTPERFORM Planning kann innocent zudem simulieren, wie sich unterschiedliche Entwicklungen der Nachfrage auf Bestellprozesse, Lagerbestände und Produktionsauslastung auswirken würden. Diese Option war einer der Hauptgründe, warum sich das Unternehmen vor acht Jahren für die Software entschieden hat, erklärt Alex Wadd, Supply Systems & Process Manager bei innocent: "Die Bedarfsplanungs- und Simulationsfunktionen von OUTPERFORM werden regelmäßig genutzt, um auf verschiedene Szenarien vorbereitet zu sein. Sie dienen nicht nur als Analysewerkzeug, sondern optimieren die Wertschöpfungskette von innocent auf bestmögliche Weise."
Fazit
Gerade im Bereich Lebensmittel und Getränke gelten besondere Herausforderungen wie Verfallsdaten oder zu berücksichtigende Pfand-Logistik, die in die Produktionsplanung mit einbezogen werden muss. Gleichzeitig spielt die Nachhaltigkeit in der Lebensmittelherstellung eine immer größere Rolle, da Verbraucher Wert auf soziale und ökologische Verantwortung legen. Als erweiterte Form von Sales & Operations Planning verfolgt der IBP-Ansatz nicht nur eine kurzfristige Planung, sondern ermöglicht es Unternehmen auch, strategisch für einen Zeitraum von beispielsweise 12 Monaten zu planen und die Produktion an gesetzten Zielen auszurichten. Dabei kommt auch künstliche Intelligenz zum Einsatz. Die Absatzprognosen umfassen dann zum Beispiel die Analyse historischer Daten oder die Identifizierung wiederkehrender Muster. Die generierten Absatzinformationen gilt es dann möglichst sinnvoll in Produktion und Einkauf einfließen zu lassen - um am Ende nachhaltig und wirtschaftlich zu planen.
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