Der Nachname als Programm

3 Minuten Lesezeit

Publiziert 21. März 2018
16 Menschen | DVZ N° 12
Von Marcus Walter

Digitalisierung ist für Jörg Ökonomou ein alter Hut: Schon in den 80er Jahren beschäftigte sich der gebürtige Hamburger mit den Vorläufern der heutigen Frachtenbörsen. Damals heuerte der frisch gebackene Diplom-Betriebswirt bei Transpotel an: Die via Bildschirmtext, kurz BTX, funktionierende elektronische Plattform wurde zu jener Zeit von etwa 1.200 Spediteuren genutzt, um damit Ladungen zu tauschen und Leerfahrten zu vermeiden. “Das war Pionierarbeit und echte Prozessoptimierung mit digitalen Medien”, erinnert sich Ökonomou. Betrieben wurde Transpotel vom Herausgeber der DVZ, der damals noch unter dem Namen Deutscher Verkehrs-Verlag firmierte.

Seine nächste berufliche Station führte den Mann mit dem griechischen Nachnamen zum englischen Messeveranstalter Mack Brooks, für den er zwischen 1990 und 1993 eine Technologie-Messe aufbaute. “Mit diesem Schritt begleitete ich die Karriere meiner Frau, die damals für BP nach London ging”, erklärt Ökonomou. Apropos Ehepartner: Bei der Hochzeit 1989 Ökonomou den Namen seiner Frau an, was nicht nur mit Liebe, sondern auch mit seinem untrügerischen Gespür für Marketing zu tun hat. “Als studierter Ökonom ist bei mir der Name Ökonomou Programm und passt perfekt”, schmunzelt der heutige Unternehmer. Außerdem sei der griechische Name sehr markant und würde sich schnell bei den Menschen einprägen. Insofern sei seine Namenswahl auch Teil seines persönlichen “Marketings”.

Moorhuhn-Vergangenheit

Sein Talent für Kommunikation und digitale Medien konnte Ökonomou im Anschluss an seine Rückkehr nach Hamburg erneut beweisen. Nach rund zwei Jahren beim Werbezeiten-Vermarkter IPA (RTL) folgte ein Job als Kontakter der Werbeagentur Agentur “V und B”, bei der er Teil der legendären Moorhuhn-Erfolgsgeschichte wurde. “Ich betreute den Kunden Johnnie Walker, für den wir 1997 die Idee eines PC-Spiels zur Whiskey-Promotion in der Gastronomie entwickelten”, erklärt der 58jährige. Als das so entstandene “Moorhuhn-Spiel” dann kostenlos im Internet zur Verfügung stand, wurde es zu einem der ersten viralen Werbe-Hits der New Economy. Zeitweise galt es in Deutschland sogar als „wirtschaftliche Bedrohung“, da sich viele Büroangestellte damit gerne die Zeit vertrieben.

Mit seinem bis Dato erworbenen Wissen wagte Ökonomou im Jahr 2000 den Schritt in die Selbständigkeit und beriet zunächst Unternehmen wie Airbus zum Thema eLearning. Während dieser Phase lernte er den Gründer des Software- und Beratungshauses STATCONTROL kennen, das sich auf Stichproben-Inventursysteme spezialisiert hat. Im Jahr 2005 stand das Unternehmen zum Verkauf und Ökonomou griff zu. “Ich hatte damals kaum Ahnung von Software”, gibt der neue Inhaber unumwunden zu. Aber das Produkt und sein großer Nutzen für potenzielle Kunden hätten ihn und seine Frau Eugenia sofort überzeugt.

Die Führungsaufgaben bei STATCONTROL teilt sich das Ehepaar auf: Während sie die kaufmännische Verantwortung trägt, kümmert er sich um Beratung, Marketing und Produktentwicklung. Das schlanke Konzept hat sich bewährt: Seit der Firmenübernahme konnte das Unternehmer-Paar den Umsatz vervierfachen. Inzwischen gehören auch Neffe Sven Jessl und weitere fest angestellte Mitarbeiter zum kleinen Team der “Inventurexperten”, so dass für die Inhaber Freiräume für Hobbies entstanden.
Vor diesem Hintergrund legten sich die Ökonomous vor fünf Jahren die zwölf Meter lange Motor-Yacht “Delphi” zu, auf der sie während der Sommer-Monate viel Zeit zu zweit oder mit Kunden und Freunden verbringen. “Im Gegensatz zu einem Segelboot ist eine Motor-Yacht unabhängig von der Tide und bietet zudem deutlich mehr Platz für Parties”, erklärt der Hanseat mit einem Augenzwinkern.

Mit Stichproben-Inventursystemen kannte sich Jörg Ökonomou nicht aus. Dennoch wagte er 2005 den Schritt in die Selbstständigkeit und baute das Geschäft aus.

Das Kerngeschäft der STATCONTROL kommt seiner Leidenschaft für das Wasser sehr entgegen: “Inventuren sind ein Saisongeschäft, die hauptsächlich zu den üblichen Stichtagen während der Geschäftsjahreswechsel laufen”, erklärt Ökonomou. Auch für Marketing und Vertrieb seien die Kunden nicht das ganze Jahr ansprechbar. “Zwischen Juli und Mitte August läuft da gar nichts”, stellt der Selfmade-Millionär fest, der sich als zweites Hobby den Golf-Sport ausgesucht hat. Außerdem trifft man ihn regelmäßig im renommierten Anglo-German-Club sowie der Hanse-Lounge.
Darüber hinaus findet Jörg Ökonomou noch Gelegenheit, um sich dem Schreiben von Fachbüchern zu widmen. Jedenfalls erschien Ende Oktober im Gabler-Verlag der von ihm verfasste Titel “Rationalisierung von Inventur und Bestandskontrolle”. Kein Zweifel: Sein Zeit-Management hat der Mann im Griff. (jpn)

STATCONTROL GmbH

Das in Hamburg beheimatete Software- und Beratungshaus STATCONTROL entwickelt seit 1991 ausschließlich Software für das effiziente Bestandsmanagement und zum Vereinfachen von Inventuren. Zu den Kunden zählen mittelständische Firmen ebenso wie internationale Konzerne aus Industrie und Handel. Die Programme bieten Lösungen für alle Unternehmen ab etwa 1.000 Lagerpositionen und senken den Inventuraufwand um etwa 95 Prozent.