Der Mittelstand und die Digitalisierung der Supply Chain
Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung in deutschen Unternehmen zwar beschleunigt, doch in den Supply Chains des Mittelstands gibt es noch deutlichen Nachholbedarf. Wenn es um die Digitalisierung der Supply Chain geht, hängen viele kleine und mittelständische Unternehmen laut einer aktuellen Studie des Digitalverbands Bitkom deutlich hinterher. Warum das so ist und worauf Unternehmen bei der Digitalisierung ihrer Lieferkette achten sollten, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.
Mehr als die Hälfte der mittelständischen Unternehmen mit 100 bis 499 Beschäftigen sieht sich bei der Digitalisierung der Geschäfts- und Verwaltungsprozesse im Rückstand. 51 %, und damit ebenso viele der kleinen Unternehmen mit 20 bis 99 Beschäftigten, bezeichnen sich selbst im Rennen um die Digitalisierung als Nachzügler. Auffällig ist, dass sich bei den großen Unternehmen ab 500 Beschäftigten nur rund ein Drittel der Befragten als Nachzügler sieht.
Die Gründe für den häufig hinterherhinkenden Mittelstand sind vielfältig. Einer davon ist laut Studieninitiatoren eine geringere Investitionsbereitschaft im Mittelstand: So haben beispielsweise nur 39 % der befragten Unternehmen mit 100 bis 499 Beschäftigten 2020 in ihre Geschäfts- und Verwaltungsprozesse investiert. Auch die Investitionsbereitschaft in die Digitalkompetenz der Mitarbeiter ist laut Studieninitiatoren wieder auf ein Vor-Corona-Niveau gesunken. Hinzu kommen in vielen Unternehmen Bedenken hinsichtlich der IT-Sicherheit (60 %) und eine spürbare Angst vor Datenverlust (59 %).
Supply Chain Digitalisierung – besonders im Mittelstand
Zahlreiche Unternehmen unterschätzen noch immer das enorme Potenzial, das die Digitalisierung der Geschäftsprozesse bereithält. Vor allem in der Supply Chain helfen digitale Prozesse dabei, knappe Ressourcen effizient zu nutzen und die Leistung nachhaltig zu steigern. In Gesprächen mit unseren Kunden wird immer wieder deutlich, wie komplex die Steuerung der Supply Chain geworden ist. Von der Absatzplanung über die Produktionsplanung, die Logistikplanung bis hin zur Finanz- und Liquiditätsplanung – jeder Teilbereich eines modernen Unternehmens benötigt heute spezialisierte Planungsinfrastrukturen. Die große Herausforderung dabei ist die Vernetzung zwischen den verschiedenen Unternehmensbereichen. Häufig findet vor allem im Mittelstand keine Vernetzung statt oder einzelne Mitarbeiter dienen als zentrale Schaltstelle. Fallen sie aus, wird die Abhängigkeit von diesem Personal für Unternehmen schnell zu einem kaum mehr kalkulierbaren Risiko.
Digitalisierung mit Excel, ERP oder Speziallösungen?
Ein weiteres, immer wieder aufkommendes Thema in unseren Gesprächen ist die Wahl des richtigen Tools zur Digitalisierung der Supply Chain. Vielerorts ist tatsächlich Excel nach wie vor das Mittel der Wahl. In dem Moment, in dem das Produktportfolio jedoch ausgebaut oder die Variantenvielfalt größer wird, stößt das Kalkulationsprogramm an seine Grenzen. Es ist erstaunlich, welche Komplexität einige Unternehmen mit der Zeit in Excel-Dateien abbilden. Und es ist zugleich doppelt gefährlich: Neben der Abhängigkeit von einzelnen Mitarbeitern gibt es auch eine Abhängigkeit von der Excel-Datei selbst. Wird diese gelöscht, ist mit nur einem Klick womöglich die Planung mehrerer Monate verloren. Auch die Vernetzung der Planung von verschiedenen Unternehmensbereichen ist mit Excel nur schwer möglich.
Viele Unternehmen setzen heute bereits auf ERP-Systeme zur Digitalisierung von standardisierten und administrativen Geschäftsprozessen. Herausforderungen entstehen dabei immer dann, wenn in einzelnen Funktionsbereichen kundenindividuelle Lösungen programmiert werden müssen, die nicht im Softwarebestand enthalten sind. Hier können im Nachgang vorher nicht einkalkulierte Kosten und Risiken entstehen. Auch Insellösungen für einzelne Bereiche der Supply Chain können Risiken verursachen. Insbesondere im Bereich der Datenharmonisierung gibt es immer wieder Herausforderungen. Unter Umständen müssen Daten in einem Data-Warehouse konsolidiert werden. Zudem werden Schnittstellen benötigt, um die Kompatibilität der verschiedenen Systeme sicherzustellen.
Daher hat sich vielerorts eine erfolgsversprechende Hybrid-Lösung etabliert: Mittelständler organisieren ihre Supply Chain mit dem ERP-System im Standard und setzen für besondere Anforderungen zusätzlich spezialisierte Softwarelösungen ein. Diese enthalten dann bereits standardmäßig und ohne aufwendige Nachprogrammierungen alle wichtigen Funktionalitäten z.B. für die Lagerverwaltung, das Bestandsmanagement, die Produktionsplanung oder die Finanzplanung. Durch den Best-of-Breed-Ansatz nutzen sie perfekt auf den jeweiligen Anwendungsbereich zugeschnittene Softwaretools und profitieren von deutlich besseren Ergebnissen und nachhaltig optimierten Prozessen.
Transparenz und Vernetzung – Erfolgsfaktoren in der Supply Chain
Transparenz und Vernetzung in der Supply Chain sind die entscheidenden Faktoren für eine erfolgreiche Wertschöpfungskette. Es geht darum, im besten Fall vom Rohstofflieferanten bis hin zum Endkunden alle digitalen Technologien zu vernetzen. Ziel ist es, eine einheitliche Datenbasis zu schaffen, um schnellstmöglich und in Echtzeit auf Veränderungen in der Supply Chain reagieren zu können. Dahinter steht eine komplette Orientierung an den Bedürfnissen und der Nachfrage der Kunden.
Wie Sie in Ihren Unternehmen zielgerichtet zu einer optimierten Supply Chain kommen, erfahren Sie unter anderem in unseren Whitepaper zu folgenden Spezialthemen:
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- „Lagerverwaltung für Logistikdienstleister“ – wie Logistikdienstleister komplexe Prozesse einfach managen
- „Einfach Inventur“ – die gesetzlich zulässigen Alternativen zur Vollinventur