Pick-by-Cart

Ein mögliches Kommissioniersystem für die Methode "Multi-Order-Picking" ist das Pick-by-Cart Verfahren. Zentral ist hierbei der Kommissionierwagen, mit dem der Kommissionierer mehrere Auftrage gleichzeitig bearbeiten kann (Multi-Order-Picking).

Bei der Pick-by-Cart Methode werden verschieden Kommissioniermethoden, wie Pick-by-Light und Pick-by-Scan, kombiniert und an einem Kommissionierwagen angebracht. Bei der Pick-by-Cart Methode werden verschieden Kommissioniermethoden, wie Pick-by-Light und Pick-by-Scan, kombiniert und an einem Kommissionierwagen angebracht.

Was ist das Pick-by-Cart Verfahren?

Bei einem Pick-by-Cart Verfahren nutzt der Kommissionierer einen Etagenwagen, einen sogenannten smarten Kommissionierwagen, um mehrere Artikel gleichzeitig zu picken. An jedem Ablagefach ist ein Pick-by-Light Modul (Display) als Fachanzeige angebracht. Vor einem Auftragsdurchlauf muss der Kommissionierwagen "gerüstet" werden. Hierbei wird zum einen jedem Ablagefach ein Auftrag zugeordnet. Zum anderen berechnet ein übergeordnetes System den optimalen Laufweg durch das Lager und übermittelt diesen an ein Bediendisplay, das ebenfalls am Kommissionierwagen angebracht ist. Dieses Display informiert den Kommissionierer über den Entnahmeort des nächsten Artikels.

Am Entnahmeort angekommen, muss der Kommissionierer den Artikel zunächst verifizieren, zum Beispiel über das Einscannen des Barcodes. Danach erscheint die zu pickende Menge auf dem Bedienerdisplay. Bei der zu pickenden Menge handelt es sich um eine Gesamtmenge, die sich aus mehreren Aufträgen ergibt. Gleichzeigt wird die Fachanzeige an einem Ablageplatz aktiviert. Durch die Aktivierung werden eine Signalleuchte und die Mengenanzeige angeschaltet. Durch die Signalleuchte erkennt der Kommissionierer, in welches Ablagefach er die angezeigte Menge des Artikels legen muss.

Wenn der Kommissionierer die geforderte Artikelanzahl entnommen hat, muss er an der Fachanzeige die Entnahme Quittieren. Dadurch erlöschen die Signalleuchten und die Mengenanzeigen am Kommissionierwagen sowie das Bedienfeld. Gleichzeitig werden die Pick-Informationen an das Lagerverwaltungssystem (Warehouse Management System) oder das ERP-System übermittelt. Dort können sie direkt verbucht werden.

Hat der Kommissionierer alle Artikel des aktuellen Entnahmeortes in den jeweiligen Ablagefächern des Kommissionierwagens abgelegt und dies quittiert, wird er über das Bediendisplay über den nächsten Entnahmeort informiert.

Als Kommissionierwagen kommen verschiedene Transportwagen in Betracht: 

So können entweder Metallwagen mit Gittern, so genannte Gitterboxen, oder Rollcontainer genutzt werden.
Auch können Transportwagen mit (Plastik-)Fächern genutzt werden. Die Fächer können dann mit Barcodes und Fächeranzeigen versehen werden. Es gibt auch Kommissionierwagen für Sonderprodukte, welche speziell für das Produkt angefertigt werden. Ein Beispiel hierfür ist ein Wagen mit einer Kleiderstange für hängende Kleidung und zusätzlichen Fächern für gefaltete Kleidung. Außerdem gibt es Kommissionierwagen für die Pick-to-Box-Methode, die eine Kommissionierung direkt in die Versandbox ermöglichen. Das Versandpaket wird vor dem Kommissionieren direkt im Wagen platziert.

Technische Anforderungen

Zunächst ist ein Lagerverwaltungssystem, welches eine Planung von Kommissionierrouten ermöglicht, notwendig. Das System muss in der Lage sein, den Prozess der Kommissionierung genau zu planen, da sonst die Effizienz eines Pick-by-Cart Verfahrens nicht greifen kann. Ebenso sind Identifikationsgeräte (z.B. Funkterminals) notwendig, welche die Prozessinformationen an das Lagerverwaltungssystem übermitteln. Alternativ zu Funkterminals könnte auch ein Pick-by-Voice System integriert werden.

Inzwischen verfügen die meisten Kommissionierwagen über integrierte Pick-by-Light-Anzeigen. Diese informieren den Bediener per Display über die zu entnehmende Gesamtmenge. Diese wird angezeigt auf dem Display am Kommissionierwagen, während die Anzeigen an den Fächern über die für den Auftrag erforderlichen Einzelmengen informieren. Zusätzlich müssen dann auch das Lager bzw. die einzelnen Lagerorte mit Pick-by-Light Modulen ausgestattet werden. Kommissionierwagen, die über ein solches Pick-by-Light System verfügen, nennt man auch Smart Carts.

Wenn zusätzlich noch eine mobile Arbeitsstation, also ein kleiner Computer oder ein Tablet am Wagen angebracht wird, kann der Kommissionierer über die mobile Arbeitsstation weitere Informationen, wie fehlerhafte Bestände, an das Lagerverwaltungssystem zurückmelden.

Vorteile und Nachteile des Pick-by-Cart Verfahrens

Das Pick-by-Cart-Verfahren bietet viele Vorteile:

  • Multi-Order-Picking: Minimierung der Wegezeiten durch die Kommissionierung von bis zu 40 Aufträgen gleichzeitig. So können vor allem tagesgleiche Lieferungen ermöglicht werden.
  • Gesteigerte Kommissioniergeschwindigkeit: Die Suchzeit für die Artikelablage kann durch Pick-by-Cart verringert werden, da die Zuordnung der Ablagemenge für einen Auftragsbehälter schnell und sicher erfolgen kann. Ebenfalls wird die Kommissioniergeschwindigkeit durch die Optimierung der Weg des Kommissionierers durch das Lagerverwaltungssystem gesteigert.
  • Minimierung von Pickfehlern: Durch die Quittierung am Ablagefach werden Pickfehler minimiert.
  • Aktuelle Bestände: Durch die direkte Kommunikation mit dem Lagerverwaltungssystem wird sichergestellte, dass immer die aktuellen Bestände verfügbar sind. Außerdem wird die höchste Transparenz der Prozesse sichergestellt.
  • Hohe Personalflexibilität: Das Verfahren bietet extrem kurze Anlernzeiten.
  • Koexistenz: Neben den verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Methoden, wie Pick-by-Light oder Pick-by-Scan, kann das Pick-by-Cart-Verfahren auch parallel zu diesen und anderen Kommissioniermethoden verwendet werden.

Einer der zentralen Nachteile dieser Methode ist jedoch die hohe Anfangsinvestition. Die Kommissionierwagen müssen angeschafft werden, das Lagerverwaltungssystem muss ggf. erweitert werden. Des Weiteren muss das Kommissioniersystem um Barcode Scanner oder Pick-by-Light Module ergänzt werden. Die damit einhergehenden technischen Anforderungen können im Vergleich zu anderen Kommissioniersystemen sehr hoch sein. Auch müssen die bestehenden Kommissionierprozesse optimiert werden, um ein Batch Picking bzw. Multi-Picking zu ermöglichen.

Welche Alternativen gibt es zum Pick-by-Cart Verfahren?

  • Pick-by-Light: Dieses Verfahren wird bei dem Pick-by-Cart Verfahren bereits integriert. Jedoch kann es auch ohne einen Kommissionierwagen genutzt werden. Bei dem Pick-by-Light Verfahren wird der Kommissionierer über Lichtsignalen zu einem Lagerort geleitet und über ein Display an den Lagerorten, zum Beispiel Regalen oder über den Paletten, wird ihm die zu entnehmende Menge angezeigt.
  • Pick-by-ScanDieses Verfahren kann ebenfalls in das Pick-by-Cart Verfahren integriert werden. Bei dem klassischen  Pick-by-Scan Verfahren ersetzt ein MDE-Gerät die klassische Pickliste. Die MDE-Geräte, meistens Handheld-Computer, verfügen über einen integrierten Scanner. Über diesen werden die zu kommissionierenden Artikel erfasst und die Bestandsänderung wird direkt an das Lagerverwaltungssystem (LVS) weitergegeben.
  • Pick-by-Paper: Der Kommissionierer bekommt bei dem klassischen Verfahren eine Pickliste, auf der alle Artikel eines Auftrages, deren Lagerort und die angeforderte Menge der Artikel vermerkt sind. Der Kommissionierer arbeitet die Liste nach und nach ab. Er kommissioniert jeden Artikel dabei einzeln. Der Kommissionierer muss die Bestandsänderung nach der Kommissionierung händisch an das LVS melden.
  • Pick-by-Watch: Über eine Smartwatch werden dem Kommissionierer die wichtigen Informationen angezeigt. Über das Display der Uhr kann der Mitarbeiter die Entnahme bestätigen und diese wird vom LVS verifiziert.
  • Pick-by-VoiceDie Kommissionierung mit dem Pick-by-Voice Verfahren nutzt ein System, bei dem die Kommunikation zwischen dem Kommissioniersystem und dem Kommissionierer mittels Sprache stattfindet.
  • Pick-by-Vision: Bei dem Kommissionierverfahren "Pick-by-Vision" trägt der Kommissionierer eine Datenbrille. Das Pick-by-Vision Verfahren wird auch Augmented Reality unterstützte Kommissionierung genannt. Über die Brille werden mithilfe von WLAN-Technik die wichtigen Informationen für die Kommissionierung direkt im Blickfeld des Kommissionierers angezeigt. Es ist teilweise auch möglich, über die Brillen den kürzesten Weg zum Lagerplatz anzuzeigen. Ein Trackingsystem erfasst die Position des Kommissionierers.
  • Pick-by-RFID: RFID steht für Radio Frequency Identification. Diese Technik wird bei diesem Kommissionierverfahren genutzt, um Artikel während des Kommissionierungsprozesses zu verfolgen. Der Kommissionierer erhält seine Aufträge direkt auf dem RFID-Gerät und kann die entsprechenden Artikel aus dem Regal entnehmen.