EDIFACT ist der international branchenübergreifende Standard für den elektronischen Datenaustausch zwischen zwei Geschäftspartnern.
Die Abkürzung steht für Electronic Data Interchange for Administration, Commerce and Transport, zu Deutsch "Elektronischer Datenaustausch für Verwaltung, Handel und Verkehr" und bezeichnet den globalen und branchenübergreifenden Nachrichtenstandard für EDI. Das Regelwerk ist für den elektronischen Datenaustausch zwischen zwei oder mehr Geschäftspartnern verantwortlich. Der Begriff wurde 1986 von den Vereinten Nationen (UN) veröffentlicht und als ISO Norm 9735 geschützt. EDIFACT ist einer der EDI-Standards, umfasst über 200 verschiedene Nachrichtentypen und wird mittlerweile von mehr als 300.000 Unternehmen weltweit eingesetzt. Der EDIFACT Standard ist jedoch überwiegend im europäischen Raum zu finden, im US-amerikanischen Raum heißt das entsprechende Format ANSI X12. Mittels EDIFACT lassen sich die unterschiedlichsten Geschäftsprozesse abbilden und für fast jeden Austauschprozess gibt es einen entsprechenden Nachrichtentyp. Ziel ist es, den Datenfluss zwischen Geschäftspartnern zu optimieren und zu standardisieren. Mit dem elektronischen Datenformat kann man Geschäftsdaten austauschen und übertragen. Dazu gehören zum Beispiel Bestellungen, Rechnungen, Überweisungen, Lieferscheine oder Preislisten.
Insgesamt sind rund 200 EDIFACT-Nachrichten definiert, jede von ihnen ist mit einem einheitlichen und eindeutigen Kürzel benannt. EDIFACT-Nachrichten bestehen aus sechsstelligen Kürzeln und bilden unterschiedliche Geschäftsprozesse ab. Die folgenden EDIFACT-Nachrichten gehören zu den am häufigsten gebrauchten:
Die EDIFACT-Datei sieht auf den ersten Blick sehr unübersichtlich aus, dahinter verbirgt sich jedoch ein schematischer Aufbau. Hinter der jeweiligen Datei liegt ein bestimmter EDI-Standard, der den Aufbau vorgibt. Prinzipiell ist die EDIFACT-Datei einer einfachen Textdatei ähnlich, die mit einem Texteditor geöffnet werden kann.
EDIFACT hat eine hierarchische Struktur, bei der die oberste Ebene als Interchange bezeichnet wird. Eine elektronische EDIFACT-Übertragung besteht aus einem oder mehreren Interchanges. Jeder Interchange kann aus einer oder mehreren Nachrichten bestehen, die aus Segmenten bestehen, die wiederum aus Composites bestehen. Auf jeder Ebene wird die Struktur des Austauschs durch eine Reihe von umhüllenden Datenpaaren festgehalten.
Der EDI-Standard baut auf 4 Säulen auf:
Um die Übertragung zu verfolgen, werde Segmente verwendet. Dabei handelt es sich um eine Sammlung logisch zusammenhängender Datenelemente in einer festen, definierten Reihenfolge. EDIFACT-Segmente enthalten dabei einen dreistelligen alphanummerischen Code, der das Segment identifiziert (Segment-Tag) sowie Datenelemente variabler Länge. Die EDIFACT-Segmente werden durch Datenelementtrenner bzw. Begrenzer getrennt: "+" oder ":" und durch einen Segmentabschluss " ' " beendet.
Es gibt zwei Segmentarten:
Die am häufig genutzten Servicesegmente sind die folgenden:
Benutzerdaten-Segmente enthalten die Nutzdaten der Nachricht wie zum Beispiel Adressen, Mengen oder Beträge. Einige Beispiele dafür sind:
Alle EDIFACT-Nachrichten basieren auf der ISO9735, in der die Syntaxeinheiten detailliert beschrieben sind.
Zweimal im Jahr werden durch die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE) neue EDIFACT-Versionen, die sogenannten Directories, veröffentlicht. Dann werden neue EDIFACT-Nachrichten in die Verzeichnisse aufgenommen oder bestehende aktualisiert. Die Branchenverbände haben die EDIFACT-Verzeichnisse auf die jeweiligen Anforderungen angepasst. Daraus sind Subsets entstanden, von denen es mittlerweile über 20 verschiedene gibt. Zu den wichtigsten gehören:
Es gibt auch andere EDI-Formate wie zum Beispiel ODETTE für die Automobilindustrie, wobei es sich um eine europäische Initiative handelt. SEDAS ist in Deutschland und Österreich für die Konsumgüterbranche verbreitet. Während EDIFACT in Europa sehr verbreitet ist, gilt in Amerika der ANSI-X.12-Standard.
Das Standardformat EDIFACT ermöglicht die allgemeinen Vorteile der papierlosen Kommunikation und zudem eine medienbruchfreie Übertragung. Die genormten Daten werden elektronisch von ERP zu ERP oder einem anderen Datenerfassungssystem übertragen und können weiterverarbeitet werden, das Ausdrucken und manuelle Versenden entfällt. Ein weiterer Vorteil ist die Schnelligkeit beim Datenaustausch.
Der EDIFACT Standard hat dennoch auch einige Nachteile. Je nach Status der Bestellung sind keine Änderungen mehr möglich und Detailfragen müssen nach wie vor persönlich geklärt werden. Sonderwünsche können meist nicht berücksichtigt werden und die hohen Erstinvestitionen schließen kleine und mittlere Unternehmen in der Regel von der Anwendung aus.